Von Tripolis bis Tobruk Krieg und Frieden

Bild: Neil Ward auf Flickr (CC BY 2.0), bearbeitet

Deutsche Panzer vor Tobruk. Was nach Rommel und Afrikakorps klingt, könnte bald wieder in Libyen zur Realität werden. Denn der Türkische Staatspräsident will Bodentruppen nach Libyen schicken, ausgestattet mit deutschen Raubkatzen.

Das Türkische Parlament hat Staatspräsident Erdogan grünes Licht für jede Art der Intervention in Libyen gegeben, um dem angeschlagenen Ministerpräsident Sarradsch unter die Arme zu greifen und den Warlord General Haftar zurückzudrängen. Die Türkei greift nun also auch mit eigenen Streitkräften, sogar am Boden, ein und wird damit für die endgültige Syrisierung Libyens sorgen. Denn dann sind alle dabei, türkische Panzer, russische Söldner, französische Spezialeinheiten, ägyptische Jets, katarische Millionen, die italienische Marine und deutsche Polizisten, wobei, ne, das war glaub ich was anderes…

Erdogans neuestes Militärabenteuer wäre dann nur die aktuellste Episode auswärtigen Kriegsgeräts in Libyen, nicht aber der Ursprung des Konflikts.

Die Entscheidung des Westens, Gaddafi weg zu bomben, als dieser sein eigenes Volk massakrieren ließ, war voll verständlich, es kam nur ein bisschen plötzlich und ein  bisschen spät, nachdem man jahrelang alle Menschenrechtsverletzungen übersehen und eine gute Miene, vor allem aber gute Geschäfte gemacht hatte. Nur lehrt die Geschichte, dass ein von einer Drohne in die Luft gesprengter Warlord keinen Wohlstand, ein gehängter Diktator keine Stabilität und ein toter Terrorfürst keinen Frieden bringt. Und nicht nur die Geschichte lehrt das, leider auch die Gegenwart.

Frieden kann nicht erzwungen werden, Frieden muss wachsen, er muss geschützt und gepflegt werden und vor allem muss, wenn es ein dauerhafter Frieden sein soll, das Streben nach Frieden von innen kommen. Wenn westliche Außenpolitik für eine friedliche uns stabile Weltordnung arbeitet, kann sie Frieden stiften, wenn sich Außenpolitik aber zum Erfüllungsgehilfen des Profits degradiert, und Krieg Profit bedeutet, gibt es keinen Frieden. Wenn sich Frieden und Profit decken, schön, wenn nicht, muss sich Außenpolitik emanzipieren.

Und egal was die Türkei in Libyen anstellen wird, man erwartet nichts von Ankara. Vom Kontinent der Demokratien und des siebzigjährigen Friedens aber schon. Es ist daher unglaublich traurig und peinlich, wie sich zwei Mitgliedsstaaten der EU einen Stellvertreterkrieg, hauptsächlich um Öl, liefern. Öl ist so was von zwanzigstes Jahrhundert und total out. Die EU hat das Gewicht, die anderen Akteure zu bremsen und in Richtung Frieden zu gehen, damit könnte und sollte auf der Anfang diesen Jahres in Berlin stattfindenden Friedenskonferenz begonnen werden. Doch Frieden braucht Zeit, der BER wurde schließlich auch nicht an einem Tag erbaut. Libyen wird sich in naher Zukunft also nicht zum Paradies auf Erden entwickeln, es könnte aber schon mal zeitnah damit anfangen, wenn man es lassen und ihm helfen würde.

 

Eine ausführliches Dossier zum Konflikt in Libyen finden sie hier: „Im Fokus: Der Libyenkrieg – Öl, Migration und Bürgerkrieg – mittendrin: Italien und Frankreich“.

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