In Weißrussland, der “letzten Diktatur Europas”, ist das Leugnen des Coronavirus quasi Staatsdoktrin. “Hier gibt es keine Viren”, sagte Präsident Alexander Lukaschenko Mitte März in eine Kamera, nachdem er in voller Montur das Spielfeld des Eishockeystadions verlassen hatte. “Sehen sie irgendwelche herumfliegen? Ich sehe sie auch nicht.”
Während in Westeuropa die Maßnahmen gegen das Virus wieder gelockert werden, geht in Weißrussland alles seinen gewohnten Gang. Kinos, Läden und Restaurants sind geöffnet, die meisten Arbeitgeber verpflichten ihre Angestellten, zur Arbeit zu kommen, und zu Ostern strömten die Gläubigen zu Tausenden in die Kirchen. Maßnahmen gegen Corona gegen Corona gab es hier nie.
Trotzdem sind die Zahlen sehr niedrig, nur knapp 16.000 Fälle und an die 100 Tote sind bisher gemeldet. Doch wenige Menschen glauben den offiziellen Stellen, denn die Krankenhäuser der chronisch unterfinanzierten Gesundheitssystems sind überfüllt mit Patienten mit “normalen Lungenentzündungen”.
Den Lockdown in anderen Ländern nannte Lukaschenko zuletzt “Raserei und Psychose” und nicht einmal an die veröffentlichten Zahlen seiner eigenen Gesundheitsbehörden glaubt er, weil alle Verstorbenen seiner Meinung nach anderen Leiden erlegen sind. Bei einem übergewichtigen Opfer des Virus fragte sich der Präsident nur, wie man überhaupt so leben könne und sagte anschließend, dass das Virus Rauchern eine Lektion erteilen werde.
Scherzhaft erklärte Lukaschenko auch, dass gegen die Verbreitung der Konsum von Wodka, Saunagänge oder Traktorfahren helfen würde. Aber auch ein echtes Heilmittel für COVID-19 gibt es in Weißrussland schon, zumindest wenn man dem, was der Präsident im Fernsehen erzählt, Glauben schenken mag.
“Besser im Stehen sterben, als auf Knien zu leben”
Alexander Lukaschenko, Präsident von Weißrussland
Doch die meisten Weißrussen haben keine Wahl, sie müssen weiter zur Arbeit um ihre Familien zu ernähren, denn die Wirtschaft soll weiterlaufen, sei es auf Kosten von Menschenleben. Auch, weil sich Weißrussland gerade im Clinch über den Ölpreis mit dem großen Nachbarn Russland liegt und die Regierung schon vor Corona das Arbeitslosengeld nicht mehr bezahlen konnte, und das vor den “Präsidentschaftswahlen” im August.