Außenseiterin, noch fast ein Kind, unheilbar krank; eine Stimme allein für das Richtige, die im Meer der politisch Mächtigen darum kämpft, gehört zu werden und immer wieder droht, in ihm unterzugehen. Ihre einzige Waffe: Die Wahrheit. Eine Verfechterin des Klimaschutzes, die mit der Zeit immer mehr Anhänger um sich schart, um die Welt zu retten!
Was fast schon klingt wie die Beschreibung einer Hauptperson aus den Marvel oder DC Comics, ist in Wirklichkeit eine – zugegeben etwas aufgebauschte, aber dennoch nicht minder wahre – Charakterisierung der 16-jährigen Klimaschutzaktivistin Greta Thunberg aus Schweden. Spätestens seit dem Freitag des 18. Januars dürfte sie vor allem den Jugendlichen in Deutschland bekannt sein, da ihre Forderungen an die Politiker und Einflussreichen dieser Welt mit der Bewegung Fridays For Future weltweit und nun auch bei uns auf große Zustimmung treffen.
Alles begann Ende August vergangenen Jahres damit, dass sich Greta zwei Wochen lang vor dem Schwedischen Parlament in Stockholm postierte, einzig mit einem großen Pappschild mit der Aufschrift „Schulstreik fürs Klima“. Zuerst wurde sie für ihren öffentlichen Protest von ihren Lehrern und Eltern stark kritisiert, machte aber unbeirrt weiter und schwänzte im Zeichen des Klimaschutzes jeden Freitag die Schule. Mittlerweile sind Gretas Eltern ihre größten Unterstützer und fahren sie schon auch mal – natürlich mit Elektroauto – nach Kattowitz in Polen zur UN-Klimaschutzkonferenz. Solche tagelangen Reisen sind für Greta nicht ungewöhnlich – zum Weltwirtschaftsforum in Davos vor zwei Wochen reiste sie wegen des enormen Schadstoffausstoßes nicht mit dem Flugzeug an, sondern nahm zusammen mit ihrem Vater die etwa 65 Stunden dauernde Zugfahrt von ihrer Heimat in die Schweiz auf sich.
Sowohl in Kattowitz, als auch in Davos hielt sie Politikern und Wirtschaftsgrößen Vorträge über den miserablen klimatischen Zustand der Erde, redete ihren Zuhörern ins Gewissen und forderte sie direkt auf, sich an die eigene Nase zu fassen. „Die Zeiten für Höflichkeiten sind vorbei.“, so Thunberg.
Die Ehre und Anerkennung, auf internationalen Kongressen zu reden, auf denen für gewöhnlich Leute wie Trump, Merkel oder Bill Gates zugegen sind, interessiert Greta wenig. Für sie zählt nur ihre Botschaft. Ob sie dabei die Zuneigung der Menschen gewinnt, ist ihr egal: „Aufmerksamkeit für mich selbst ist nicht wichtig, es geht um das Klima“, betonte sie im Interview mit dem SPIEGEL. Charakteristisch ist für sie ihre sehr direkte Art, die – wie sie selbst sagt – ihrem diagnostizierten Asperger-Syndrom geschuldet ist. Damit ist sie vielen Leugnern des Klimawandels und rechten Politikern international ein Dorn im Auge. Mittlerweile hat im Internet eine regelrechte Hetze gegen Greta begonnen. So wird sie als „psychisch gestört“ oder „gedrillte Göre“ von Leuten im Netz diffamiert, die sie und ihre politischen Ansichten kleinhalten wollen. Aber auch damit geht Greta bemerkenswert reif um: „Es ist gut, dass sie mich hassen. Das zeigt, dass sie mich als Bedrohung ansehen.“
Natürlich bestehen die Meinungen über Greta Thunberg längst nicht nur aus Kritik, im Gegenteil: Im Internet wird sie als „Ikone der Klimaschutzbewegung“ gefeiert. Die Medien berichten von ihr als eine „Gallionsfigur der Klimaschutzaktivisten.“
Tausende Menschen, vor allem Jugendliche, unterstützen sie durch ihre Demonstrationen unter dem Namen Fridays For Future und bekennen sich öffentlich zu ihrer Meinung. Sie schauen zu Greta auf, wie zu einem Idol und identifizieren sich nur allzu gerne mit den Werten, die sie verkörpert: Courage, Authentizität und Einsatzbereitschaft für das Allgemeinwohl. Alle, denen der Name Greta Thunberg ein Begriff ist, sind sich darüber im Klaren, dass Greta längst nicht mehr nur die 16-jährige Klimaschutzaktivistin aus Schweden ist, die den Mut hat, Klartext zu sprechen.
Vor allem für die jüngere Generation ist sie ein Vorbild. Sie zeigt exemplarisch, dass jede Meinung zählt, sogar die, eines kleinen Mädchens. Sie gibt einem das Gefühl, selbst etwas derartiges erreichen zu können. Sie beweist, dass es sich auszahlt, hinter sich selbst und seiner Meinung zu stehen. Dafür bewundern sie die Menschen weltweit.
Machen wir uns nichts vor: Die meisten Jugendlichen sind recht orientierungslos und leicht beeinflussbar. Gerade für sie braucht es Menschen wie Greta, die mit ihrem authentischen Auftreten die Leute zu sich aufschauen lässt und sie inspiriert. Jemanden, der sie dazu bringt, selbst für etwas aufzustehen oder wenigstens hinter sich selbst zu stehen.
Speziell für diese Altersgruppe der Teenager, zu der auch ich gehöre (und vielleicht auch für eine etwas jüngere Altersgruppe) erfindet man Superhelden, die genau diese Vorbildfunktion ausfüllen sollen. Für mich persönlich ist Greta bereits eine solche Heldin. Mit dem Unterschied, dass sie in der realen Welt auf reale Probleme aufmerksam macht und sich ihnen stellt. Fragt sich nur, wie lange der Greta-Hype wohl noch anhält.
Wird die Klimaschutzaktivistin aus Schweden schon bald von einer neuen Heldenfigur abgelöst, oder bleibt sie vielleicht doch länger in unserem Bewusstsein?
Sicher ist: Sie hat jetzt schon Großes geleistet und lässt sich bestimmt nicht so leicht von ihren Gegnern unterkriegen. Weiter so Greta!
Greta Thunberg Superheldin von Neva Art