“Ich glaube, dass ein leidenschaftlicher Journalist kaum einen Artikel schreiben kann, ohne im Unterbewusstsein die Wirklichkeit ändern zu wollen.” – Rudolf Augstein
2018 war und ist ein Jahr der politischen und gesellschaftlichen Umbrüche. Auch der Journalismus hatte in diesem Jahr ungeahnte und unbekannte Herausforderungen zu bewältigen. Angefangen bei der Berichterstattung über Terroranschläge auf der ganzen Welt, die 2018 leider inzwischen zum Tagesgeschäft der Journalisten gehört, über Auseinandersetzungen mit anderen politischen Randgruppen, die den Journalismus allzu oft mit dem Vorwurf der „Fake News“ konfrontierten bis hin zu buchstäblichen Verrat in den eigenen Reihen, der erst im Dezember mit dem Fall Relotius publik wurde.
Der Ex-Redakteur des selbsternannten „Sturmgeschütz der Demokratie“, dem SPIEGEL, hat über Jahre hinweg in seinen zahlreichen Artikeln auch in einigen anderen namenhaften Zeitungen und Magazinen das getan, was amerikanische und türkische Präsidenten, rechte wie linke Populisten den Journalisten allzu oft anlasten: Er erdichtete Fakten, um schöne Geschichten zu schreiben. Mehr noch er erfand ganze Protagonisten, Orte, Begegnungen und Interviews für seine vielfach ausgezeichneten Reportagen.
Vor diesem Hintergrund erscheint das vorangegangene Zitat mehr als nur zynisch. Aber nein, es war keineswegs Zynismus, der uns dazu verleitete gerade dieses Zitat an den Anfang unserer ersten Printausgabe zu stellen. Vielmehr stellt dieses Zitat des SPIEGEL-Gründers eine der grundlegendsten Fragen im Journalismus. Was ist des Journalisten höchstes Gut? Die Wirklichkeit, die Moral? Es ist kein Zufall, dass sich unsere erste Printausgabe ausgerechnet mit dem Thema Journalismus beschäftigt. Da unsere Zeitung selbst noch in den Kinderschuhen steckt, ist es gerade auch für unsere Redaktion wichtig, sich mit dem Gebiet des Journalismus grundlegend auseinander zu setzen. Die zentrale Aufgabe des Journalismus mag sicherlich sein, der Gesellschaft den Spiegel vorzuhalten, doch um dieser Aufgabe nachzukommen, ist es für den Journalismus essentiell, sich gelegentlich selbst den Spiegel vorzuhalten. Eben das möchten wir in dieser Printausgabe tun und haben unsere Artikel aus dem Jahr 2018, die sich mit eben jenem Thema beschäftigen, unter besagten Leitthema zusammengefasst.
Unter diesem Leitthema steht auch eine umfassende Analyse, die sich zwar nicht direkt mit dem Thema Journalismus, sondern mit der deutschen Medienlandschaft beschäftigt. Der erste Teil der Analyse nimmt den deutschen Zeitungsmarkt in den Fokus und untersucht die Besitzverhältnisse bei mehr als 100 deutschen Zeitungen und Nachrichtenmagazinen.
Explizit sei an dieser Stelle auch die große Europa-Schrift „Vision Europa“ erwähnt, die sich mit möglichen Lösungsansätzen für Problematiken und Herausforderungen in der Europäischen Union auseinandersetzt.
Für unsere Redaktion geht mit 2018 nicht nur ein spannendes und herausforderndes Jahr zu Ende, sondern auch das erste Jahr unseres „aufrichtigen Blattes“. Wir freuen uns auf das Jahr 2019, das mit der Europawahl und dem Brexit oder Nicht-Brexit einige große Herausforderungen und wortwörtliche Zerreißproben für die europäische Gemeinschaft bereithält. Aber diese Herausforderungen sind wichtig für Europa, denn sie helfen uns wieder darauf zurückzubesinnen auf das, was Europa doch letztendlich ausmacht: Vielfalt, eben auch an Interessen.
1 Kommentar
In der Printausgabe fehlt eindeutig nen ganzer Haufen Werbung. Da sind noch viel zu viele weiße Stellen, als dass das je seriös wirken würde…